Von Schamkultur zum Stillstand am Airport


In einer schamorientierten Kultur gelten weder ein ruhiges Gewissen noch ein anständiger Charakter, sondern die öffentliche Wertschätzung als höchstes Gut. Es kommt nicht darauf an, ob man schuldig ist, sondern welche Konsequenz etwas für den guten Ruf hat. Indien ist durchdrungen von dieser Denkweise, welche gelegentlich für das westliche Denken zu unvorstellbaren Verhaltens-weisen führt.

 

Paradebeispiel war der Ostersonntag 2017:

Eine Bombendrohung für die Airports Bombay, Hyderabad und Chennai (zusammen ca. 37 Millionen
Einwohner) legte den Flugverkehr lahm; ein anonymer Anrufer hatte gewarnt.

Vier Tage später wurde er gefunden- und verhaftet. Es war eine falsche Drohung. Als Grund nannte der Mann aus Chennai ein Beziehungsproblem. Er hatte einer umworbenen Dame aus Hyderabad für jenen Tag einen Kurztrip mit dem Flugzeug nach Bombay versprochen, den diese auch annehmen wollte. Allerdings hatte er schlicht nicht das Geld dafür. Ihr abzusagen kam nicht in Frage; Schamkultur-Denken eben.
Eine Bombendrohung, die zur Absage von Flügen führen musste, war ihm als Lösung näher und hätte ihm ohne Gesichtsverlust aus der Bredouille geholfen, zudem ihr sein ‚Nein‘ erspart. Er wird jetzt teuer
dafür bezahlen müssen.

Autor: A. Rapp & M. Selvathasan

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